Nach dem Strukturbruch der 1990er Jahre steht der Lausitzer Region mit dem Ausstieg der Braunkohle ein neuerlicher Wandel ins Haus. Dieser ist Anlass, damit Lausitzer sich darüber verständigen können, in welcher Zukunft sie leben wollen. Einen Anlass zur Diskussion zu geben ist auch das Ziel der LausitzWerkstatt des Fördervereins Lausitz e. V., der sich im Januar 2007 gegründet hat. Seit dem Jahr 2012 hat der Verein die LausitzWerkstatt als Diskussionsforum ins Leben gerufen. In diesem Jahr hatte der Verein zur inzwischen 7. LausitzWerkstatt in die Energiefabrik Knappenrode eingeladen und widmete sich dem Thema „Leben in der Lausitz zwischen Aufbruch, Rückkehr und Strukturwandel“. Auch unsere Rückkehr- und Zuzugsinitiative „Heeme fehlste!“ nahm die Gelegenheit wahr und beteiligte sich an der LausitzWerkstatt in der vergangenen Woche.
Nach der offiziellen Eröffnung durch Torsten Pötzsch, dem Vorsitzenden des Förderverein Lausitz e.V. und Oberbürgermeister von Weißwasser/Oberlausitz sowie Dr. Christina Eisenberg, der ehrenamtlichen Geschäftsführerin des Fördervereins warteten spannende Impulsreferate auf die Teilnehmenden. Dr. Jörg Heidig, Prozesspsychologe am Institut für Organisationsentwicklung GmbH stellte einige Fakten aus dem LausitzMonitor vor. Der LausitzMonitor begleitet den Strukturwandel in der Lausitz mit repräsentativen Bevölkerungsumfragen. Jörg Heidig erklärte zum Beispiel, dass viele Menschen in der Lausitz (65 Prozent) den Strukturwandel in der Region nach wie vor als notwendig halten. Als Entwicklungspunkte werden die Themen Gesundheitsregion, Energieregion, Tourismus und Mobilität genannt. Als eine große Herausforderung für die Region nannten die Befragten auch das Thema Fachkräfte. So nehmen fast zwei Drittel der Beschäftigten (61 Prozent) bei ihrem Arbeitgeber einen starken Mangel an Fachkräften wahr. Die attraktivste Gruppe, um dem Fachkräftemangel aus Sicht der Befragten entgegenzuwirken sind Rückkehrer (60 Prozent). Wenn man sich anschaut, wer unter den Abwanderungsbereiten zurückkehren möchte, so zeigt sich, dass Männer generell rückkehrbereiter sind als Frauen. Anlässe für die Rückkehr: Bei Frauen gibt eher die Liebe, bei Männern eher der Job den Ausschlag. „Doch auch Zuzug braucht diese Region“, ist sich Jörg Heidig sicher.
Im weiteren Verlauf nannte Manuela Glühmann, die Leiterin des Geschäftsbereich Fachkräftesicherung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus eine Zutatenliste, wie Unternehmen sich praktisch Fachkräfte für die Region sichern könnten. „Ein Patentrezept gibt es nicht, aber mehrere Zutaten, die man ausprobieren kann“, schilderte sie.
Drei praktische Lebensberichte vom Zuzug folgten dann: Zu einem von dem Künstler Rüdiger Neick, der von Berlin in den Spreewald zog. Er berichtete von seinem nun schönen tageslichtdurchfluteten und bezahlbaren Atelier und den vielen neuen Kontakten im Spreewald, sowie auch von den Herausforderungen, dass die Vermarktung seiner Bilder auf dem Land nicht ganz so optimal läuft. Zum anderen folgte ein Bericht von Steffen Franzeck, der aus der Lausitz in die Welt und wieder zurück ging und sich im ländlichen Raum bei Finsterwalde ein Start Up mit Drohnen Expertise aufbaute. Auch Jan Hufenbach, ursprünglich ein Nordlicht, berichtete von seinem Zuzug aus der Großstadt Berlins zur Oberlausitz nach Klein Priebus. Er hatte vom Guten Leben auf dem Land in der Oberlausitz viel zu erzählen. Schonungslos schilderte er aber auch die Herausforderungen, dass das Leben auf dem Land Aufgaben mit sich bringt, die man als Städter nicht auf dem Radar hat. „Zum Beispiel allein das Thema Haus und Hof mit all dem, was man sich da einhandelt“, schildert Hufenbach. „Oder auch das Thema Daseinsvorsorge wie ÖPNV, Supermarkt, Schule und Arzt. Oder dass man schlichtweg doch ein oder zwei Autos braucht auf dem Land“, so Jan Hufenbach. Durch seine authentische Art hat es Jan Hufenbach jedoch auch geschafft vor etwa sieben Jahren die Initiative „Raumpioniere Oberlausitz“ zu gründen. Seitdem haben mehrere hundert Menschen real oder virtuell an der Tür geklopft, die wissen wollten, wie das so läuft auf dem Land. Zusammen mit seiner Frau hat er sie vernetzt, beraten und Mut gemacht. Aus seiner Sicht sind Zuzügler und Rückkehrer, die sich zusammen mit Einheimischen in die Entwicklung der ländlichen Räume einbringen, wichtiger denn je.
Abschließend hatte Marcel Linge vom Gründungsnetzwerk StartUp Lausitz noch jede Menge Gesichter in seiner Präsentation mitgebracht, um zu zeigen, dass die Lausitz bereits vom Zuzug und Rückkehr profitiert. Hunderte Beispiele konnte er nennen, wie Gründungswillige die Region der Lausitz bereichern.
Wir als Heeme fehlste-Initiative sahen die Impulsreferate als sehr erfrischend an und können sicherlich auch den ein oder anderen Aspekt für unsere Arbeit in der Initiative daraus ziehen. Wir werden uns auch in Zukunft an den LausitzWerkstätten beteiligen und freuen uns schon jetzt auf die achte Ausgabe der LausitzWerkstatt.